Selbsterfahrungswoche auf Fuerteventura im Januar 2022
Die kräftige Brandung des Atlantiks trifft auf Vulkangestein, umtost von Wind und beschienen von der afrikanischen Sonne – ein besonderer Ort für eine besondere Chance, nämlich sich im Kollegenkreis mit seinen eigenen Anliegen, ich-syntonen Widerständen hoch professionell zu beschäftigen und zu begegnen. Es ist die Gelegenheit, sich einem intensiven Selbsterfahrungsprozess (SE) zu unterziehen, zusammen mit sieben KollegInnen, die sich in fortgeschrittener Weiterbildung der ISTDP befinden.
Was für ein eleganter Auftakt: Durch die Vorstellung und Präzisierung unserer Anliegen mobilisierten wir uns bereits am Ankunftsabend. Im Brennglas der Gruppe wurden unsere unbewussten Widerstände sogleich markant erfahrbar. Die ZDS einläutend nahm am folgenden Tag und dann immer wieder im Laufe der Woche eine TeilnehmerIn (Tn) nach der anderen auf dem SE-Stuhl Platz, suchte sich eine TherapeutIn (PT) aus dem Kollegenkreis aus, die gemeinsam mit Frau Hänsch den Prozess steuerte. Nach erneuter, genauer Klärung des Auftrages besprach Frau Hänsch mit der ausgewählten PT das mögliche Vorgehen und die bereits sicht- und hörbaren Widerstände. Gearbeitet wurde – sofern möglich – sehr zügig. Nicht selten starteten die Prozesse nach der Auftragsklärung unmittelbar mit einer HOC, die Charakterwiderstände traten so schnell in Erscheinung – sowohl bei der Tn auf dem PT-Stuhl als auch bei der Tn auf dem SE-Stuhl. Frau Hänsch behielt die parallel verlaufenden Prozesse beider Beteiligter im Blick und bearbeitete die jeweils auftretenden Widerstände. Ziel war es, die unter der Verdrängungsschranke liegenden tiefen, oft über Jahre und Jahrzehnte verdrängten gemischten Gefühle zu mobilisieren und die damit einhergehenden unbewussten destruktiven Mechanismen. Die Tn durchliefen die zentraldynamische Sequenz nicht nur im Laufe der individuellen Arbeit, sondern auch im Längsschnitt der Woche. So stiegen in den ersten SE-Tagen die Widerstände innerhalb der gesamten Gruppe an. Die Dynamik der einzelnen Prozesse differenzierten sich immer weiter aus und erreichte besonders gegen Ende der Woche ihren Höhepunkt. Der geschützte, vertrauensvolle Rahmen hat authentische und ehrliche Begegnungen sowie eine intensive, äußerst professionelle Zusammenarbeit ermöglicht. Alle Teilnehmer blieben auf ihre inneren Prozesse fokussiert und profitierten zusätzlich von der Arbeit im Unbewussten der anderen Tn. Letzteres ist ein deutlicher Vorteil gegenüber der Einzel-SE. Abgerundet wurde die Arbeit durch eine Analyse der individuellen Psychodynamik ausgehend von dem ursprünglich formulierten Anliegen. Die Erkenntnisse über die eigene Psychodynamik sind bei allen Tn gewachsen und die Prozesse im Miteinander und Füreinander gelungen. Es entstand der Wunsch nach weiteren SE-Prozessen dieser Qualität. Wir werden diese so hilfreiche Arbeit fortsetzen. Termine stehen schon fest.